Dienstag, 16. Dezember 2008

Zivilcourage

Die Bahn hatte es mal wieder verschissen. Zug kam zu spät, und er fuhr am falschen Gleis ein. Ich sprintete vor der Menge an das andere Gleis. Der Zug fuhr bereits ein. Ich blieb an einer Türe stehen. Sie öffnete sich, und eine kleine dicke Türkin schaute heraus. Hinter ihr ein türkisches Mädchen im rollstuhl. Weit und breit war keine Rollstuhl-Bühne zu sehen. 
Sie schaute hilflos. Daher bot ich ihr an, ihr mit dem rollstuhl zu helfen. Gemeinsam mit dem mittlerweile herbeigeeilten Schaffner, hoben wir das Mädchen und danach das Gepäck aus dem Zug.
Währendessen stiegen alle Menschen ein. In der Hitze war ich inzwischen total verschwitzt und stieg auch endlich ein. Der Zug war natürlich überfüllt. Doch in einem Abteil war noch ein Platz frei. Der Notsitz für Behinderte.
Ich freute mich, lies mich erschöpft sinken und schnaufte erstmal tief durch. Plötzlich sagte eine Stimme "Junger Mann, sie müssen aufstehen, ich muss da sitzen". Irgendso eine alte Schabragge. Da ich keine Lust auf Diskussionen hatte, stand ich auf. Während ich noch mein Zeug zusammensteckte, meinte die Alte zu der Nebensitzerin "Ich reserviere nie, da ich immer einen Anspruch auf den Platz habe".

Was soll man sagen. Ich verbrachte die restlichen 1,5 Stunden im klimatisierten Gang, und schwitzte. Was lernen wir daraus? Niemals freundliche sein. Mit Egoismus und nem hässlichen Gesicht kommst du im Leben eher weiter.

Keine Kommentare: